Interview für das Magazin N.E.D.S. 1/95
N.E.D.S.: Als erstes stellt euch doch bitte selbst einmal vor. Wer steckt hinter SCHLAUCH und was habt ihr vor SCHLAUCH gemacht ? ![]() Ich beschäftige mich seit 1985 mit elektronischen Systemen und Klangerzeugern, baute Instrumente und Klangkörper (in erster Linie Schlaginstrumente und weitete diesen Bereich durch die Verwendung außergewöhnlicher Materialen wie Knochen, Steine, Haut, Flüssigkeiten, Fleisch usw. im Laufe der Zeit aus. Sven, heute Systementwickler, hatte aufgrund seiner Ausbildung einschlägige Kenntnisse im elektronischen Bereich und arbeitete damals an der Manipulation von technischen Geräten und Maschinen, sowie an der Kommunikation von Licht, Bewegung, Frequenzen usw. mit diversen Klang- erzeugen und Klangformern. Im Sommer desselben Jahres kamen Andreas und Tom dazu, und wir gründeten das Kollektiv SCHLAUCH. Andreas, langjährige musikalische Erfahrungen mit Gitarre, Klavier und Cello, arbeitete zur selben Zeit als Pädagoge in einer psychiatrischen Anstalt und begann mit seiner eigenen, sowie mit Stimmen und Klangmaterialien aus dieser Anstalt zu experimentieren und mit Tapes zu arbeiten. ![]() Casper, seines Zeichens Architekt, spielte seit ca. 15 Jahren Gitarre und ist bei Schlauch u.a. für das Raumkonzept, sowie für diverse Saiteninstrumente zuständig. Im Mai 94 schloß sich uns Gerold, Sprachwissenschafte, zur schlagwerkenden Unterstützung für einen Auftritt an. Er verfolgt zumeist Aufgaben im organisatorischen und aktionskonzeptionellen Teilbereich. N.E.D.S.: SCHLAUCH - ein recht ungewöhnlicher Name für ein Projekt. Was waren die Ambitionen zur Wahl des Namens ? Andreas K.: Nun denn, ausgehend davon, daß wohl jedes öffentliche Unterfangen auch seinen Namen tragen muß (in erster Linie wohl zum Selbstzweck), stießen wir auf den Begriff SCHLAUCH, basierend auf traumatischen Inhalten zu meiner frühen Kindheit. Der Umstand, daß wir häufig, ins besondere von Medienvertretern nach der Bedeutung des Namens Schlauch befragt werden, zeigt, daß die Wahl, auch aus das Marketing betreffenden Überlegungen, eine sinnvolle war. Zum Begriff SCHLAUCH ist noch zu vermerken, daß dieser in der österreichischen Variante der dt. Sprache inhaltlich anders besetzt ist, als etwa in Deutschland. ![]() Tom W.: Um Industrial zu definieren, muß man an den Grundsätzen dieser Bewegung ansetzen. Zu diesen gehören im wesentlichen die Verwendung anti-musikalischer Mittel, Schock-Strategien in Musik und Thematik, Filme und Videos, die zu Live-Performances simultan laufen, organisatorische Unabhängigkeit (Labels, Vertriebe) und insbesondere in den Jahren des "klassichen" Industrials (1977-1982) eine weitgefächerte Ebene der Diskussion um das Schlagwort dieser Zeit ACCESS TO INFORMATION. Dieses Problem ist heute bei weitem nicht mehr so aktuell (siehe Internet, unzählige TV-Kanäle etc.), hat sich im Prinzip soweit relativiert, daß der Industrial selbst schon ad absurdum geführt wird. Für uns war dieser Stil lediglich ein Mittel zum Zweck, spiegelt sozusagen unseren geistigen Zustand zum Zeitpunkt der Aufnahmen unserer CD wider, sprich, der nächste Tonträger kann schon wieder absolut anders klingen. N.E.D.S.: Das Benutzen von Schrott u.ä. als "Instrument" erinnert mich doch etwas an Einstürzende Neubauten, obwohl ihr musikalisch doch unterschiedlich seid. Sind die Einstürzenden Neubauten eine Inspiration für euch? Habt ihr andere Einflüsse ? Garfield: Für mich waren die E.N. eine hervorragende Band in den 80ern. Obwohl sie zusehends vom Soundtrack" der Apokalypse abdrifteten und den Weg in die populäre Musik suchten, haben sie mit ihrer zweckentfremdeten Verwendung von Gegenständen und Instrumenten eine Art Monopolstellung erreicht, der es einer nicht im populären Bereich arbeitenden Band fast unmöglich macht, nicht auf vernichtende Art mit den E.N. verglichen zu werden. Das Maß aller Dinge, so scheint es. Der Einfluß auf SCHLAUCH hängt natürlich stark vom Umfeld und den Hörgewohnheiten jedes einzelnen Mitgliedes ab und reicht von E-Musik, Underground, Folk, Industrial bis hin zum Aktionismus und dem Einheitsbrei der Musiksender, der uns inspieriert, etwas anderes zu machen. ![]() Casper G.Z.: Nachdem wir anfangs mit "hartem", "technischem" bzw. "industriellen Klangmaterial gearbeitet hatten -also in der Industrie glorifizierenden anachronistischen Neubauten-Tradition der 80er Jahre, haben wir nach weiteren Quellen Ausschau gehalten. Die medientechnologische Schiene mit ihrer computergenerierten bisweilen "interaktiven" Arbeit, die seit den 80er- Jahren aufschwemmt, erscheint uns bislang zu mainstreamig steril, unsinnlich, entkörpert, zumindest gemessen an dem, was man im "Kunst"-Bereich so zu sehen/hören bekommt - und von uns ist bislang keiner ein Astralkörper-Computerfreak - d.h. wir kennen die Möglichkeiten dieser Technologien nicht wirklich .. kann noch kommen. Gerade die Möglichkeiten interaktiver Arbeit könnten für uns von Interesse sein. Die Auslotung des menschlichen Körpers und seiner emotionalen Zustände interessierte uns mehr als sein Intellekt. Wit begannen, mit Klangmaterial aus dem Behindertenghetto zu arbeiten - einfach weil Andi dort arbeitete und "leichten Zugang" hatte. Wobei es uns sicher nicht im Sinne von "No Problem Orchestra" und ähnlichen Combos um zynische Pseudo- Integrationsarbeit geht. Bei uns versuchen diese Menschen - die potentiell psychisch/physisch in Paralleluniversen leben - nicht, "unsere Welt" nachzuahmen; unser Klangmaterial ist "authentisch" aus dem Ghetto. Die "Industrie-Ästhetik" beinhaltet einen, latenten, Masochismus und bisweilen Sadismus; transportiert Bilder von harten, einsamen Männerkörpern etc.. Die Einstürzenden Neubauten haben da noch ganz geschickt mit dem blasiert-näselnden Dandyismus eines Blixa Bargeld entgegengearbeitet. ![]() lust- und schmerzvoll, erst mal für uns selbst in der Erfahrung von Ekel - beim Konzert im ESC/Graz (Video:91-04-18028) haben wir dafür Fleisch (Gedärme, Schädel) in der Tradition des Wiener Aktionismus verwendet - totes und lebendes Fleisch, unsere Körper, wurden zum "weichen" Klangmaterial - die dort vorhandene sado-masochistische, zuweilen momoerotische Geste ist sicher problematisch, weil sie über einen "selbst-therapeutischen" Effekt nicht hinausgeht - der Zuschauer bleibt Voyeur, er lässt sich nicht "pädagogisch" miteinbeziehen - das ginge nur mittels Gewalt, aber das interessiert uns bei einem "freiwilligen" Publikum nicht, wobei wir offensichtlich zwischen Philantrophie und Misantrophie ziemlich schwanken - soweit zum Menschen. N.E.D.S.: Seid ihr politisch interessiert und auch aktiv ? Andreas K.: Ich nehme an, "politisch" bezieht sich auf Begriffe wie links, rechts, vorne, oben unten rings und im Kreis herum, zurück, außen, innen, Reichssicherheitshauptamt, Würde der Deklaration, böse, verdammt, verabscheuungswürdig oder -wert, Poli-verzeihung wie ? Straf- vollzug für geistig abnorme Rechtsbrecher und Minderjährige, Gott und Gegengott, nichts anderes, Integration durch Gewalt mittels Gegengewalt bis zum Tyrannenmord als Prellbock, keine Gnade oder doch... na klar sind wir das, Aus-, In-, Mitländer, Förderbedarfsfest- stellung.Abhängige und Kinder, ja sogar Kinder raus! Doch halt! Sind/haben wir doch selbst, verdammt, ich verabscheue sie, die normative Kraft des Faktischen, Schlächter, Hetzer, Vollidioten, Integration, Nigration, wessen im übrigen Flächenbrand auch in der Ostmark... auf-, verklären, erklären, reden, rede, Tyrannenmord! ![]() Was unterscheidet ein Fleischlaibchen von einer Frikadelle? Deutschland, großer Schwester, jetzt sind... ach scheiße, ver- mischen wir uns zu grau-braunen Individualitäten (ich zitiere Edward Lomonow, wohlge- merkt) 776584920 und die integrative 3. Gegen Intoleranz und Dummheit, Hetzer, Super- gautleiter, Dummheit, Restaurants und Kopfsalat...Entschuldigen Sie, waren Sie schon einmal in psychiatrischer oder nervenärztlicher Behandlung?... Muß ich darauf ant- worten... Gell, manchmal sind wir sogar ein bißchen schwul. Im Fernsehen zeigen sie nach der Arbeit immer so interessante Filme und Dokumentationen. Und wieder Eddie: Israel braucht Soldaten, genau wie Rußland oder Japan, drei, vier, vorwärts marsch. Aber wir haben es satt, ausgeblichene Banner zu verteidigen, essen lieber Gulaschsuppe, Medikamente zugeteilt, sonst keine besonderen Vorkommnisse. Ich habe die Nachricht verstanden. Alle Blomquist! ganz ohne Seele wirds wohl nicht gehen. Wieder geht ein Traum los, ich bin jünger als in Wirklichkeit, Menschenfang, in die Heilpädagogische Station, diesmal aber stationär, Karskij, Karskij, sieht sich einen Pornofilm an, ohne Ton, wozu auch?, reibungslose Abschiebung, Ausgrenzung, Ruhe endlich, Zeit für Wieder- aufbereitung, Tag und Nacht bleibt die Neonbeleuchtung in Gang, der Staubsauger hinter- lässt nich einen Anflug von Spur, Blut und Butter, Kriegsdienstverweigerer plötzlich zum Sturm bereit, willig, dienlich, Blumentopf, irgendwann ist der Sprit alle. Und zum Schluß: Ich bin politisch interessiert, politisch auch, Politikerinnen auch. Wehren wir uns gegen Verblödung - tolerant - und gegen rechte Scheiße, auch gegen solche, die SCHEIßE KOTZEN! Aktiv genug? ![]() Garfield: Beim aufnehmen diesen Tracks haben wir tatsächlich mehrere Lautsprecher zerstört, was jetzt nicht heissen soll daß wir glänzende Augen bekommen wenn die so teuer gewesenen Lautsrecher des Herrn X aus dem Gehäuse fallen. Der fönende Sound kommt von einem Feedbacksystem, das ähnlich einer Rückkoplung mit zb. einem Gitarrenverstärker eine Feedbackschleife zieht, nur eben in die andere Richtung des Frequenzbandes. Mit der Arbeit an diesem Systemn wurde die Idee geboren einen Tonträger ausschließlich im Infraschallbereich aufzunehmen. Eine derartige Aufnahme wäre aber nur mit rein digitalem High-Tech Equipement, mit einem Frequenzgang ab 2Hz umsetzbar. Wir haben uns draufhin mit einem Institut für Gehörlosentherapie in Verbindung gesetzt. In der Medizin wird ja diese Technik verwendet um Ghörlosen die Wahrnehmung von akustischen Signalen zu ermöglichen, nur werden die Vibrationen nicht durch Lautsprecher übertragen sondern durch Elektroden im dafür empfindlichen Schulter, Nacken und Halswirbelbereich. Vielleicht wird auch der nächste SCHLAUCH Tonträger ein derartiges Gerät sein. Die Leute werden dann in der Straßenbahn nur mehr mit diesen Dingern und Kabel am Hals rumsitzen und sich die neue SCHLAUCH REINSPÜREN. ![]() Garfield: Muß ja auch keiner verstehen. In vielen Fällen ist es so, daß Andreas nicht mal richtige Wörter verwendet, sondern beispielsweise auf Laute, wie sie in sprachheilpädagogischen Übungung Anwendung finden, zurückgreift, es also keine Botschaft von SCHLAUCH an die Erdbewohner gibt. Die Bedeutung bezieht sich also nicht auf die semantische, sondern verweist vielmehr auf die entstehungsgeschichtliche Ebene. Im Falle von "Kein Schwindel im Schwarzfilm" arbeitete ich in großem Umfang mit cuts aus Filmen. Unter anderem habe ich Videobänder zerstückelt, teilweise mit einer Entmagnetisierungsdrossel bearbeitet und wieder neu zusammengeklebt. Darunter waren dann auch Videobandstücke, die verkehrt, also mit der Rückseite des Bandes eingefügt wurden. Na ja, auf diesen Teilstücken gab es dann nichts zu sehen, das war mein Schwarzfilm, und was nichts ist kann ja auch schwer schwindeln. Übrigens habe ich nur Tonmaterial aus Filmen verwendet, deren Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, also auch kein Schwindel im Film. Die Idee zu "Geräusch bewohnbar machen", entstand in einem Hotelzimmer, als ich von einer befreundeten Band zu Studioaufnahmen eingeladen war. Ich versuchte Geräusche in irgendeiner Form zu materialisieren, demnach auch bewohnbar machen. Ganze Listen von Wörtern und unzählige Bänder zeugen von den Versuchen. Die textliche Ebene bezieht sich auf alle nur möglichen bewohnbaren Orte und Geräusche, die so zusammengesetzt wurden, daß sie widersinnig-sinnhaft wurden. Diese Idee verknüpfte ich mit dem Sub-Feedbacksystem und änderte den Text in der Form, daß Geräusch erst unter der Hörgrenze bewohnbar wird. Der Text ist schwer verständlich, weil auch die Stimme über vorher genanntes System aufge- nommen wurde. Der auf der CD aufgedruckte Satz "Mein Bauchfell ist dichter als Deins" stammt übrigens auch aus diesem Text. ![]() Garfield: Im Grunde ist es so, daß jeder einen gewissen Arbeits- und Aufgabenbereich hat, wobei sich die einzelnen Felder klarerweise auch zum Teil überlappen, also nicht anders als bei einer Band im herkömmlichen Sinne auch, wie wohl der Bereich nicht mit dem betätigten Instrumentarium abgedeckt wird, sondern die Abgrenzung sich vielmehr durch die Intentionen der einzelnen Mitglieder im Zusammenhang mit deren Charakter, dessen Be- schreibungen den Begrifen "Konstruktion, Bewegung..." schon sehr nahe kommt, ergibt. Die akustische Ebene ist eine wesentliche, wenn auch nicht die einzige von SCHLAUCH. Wir gehen nicht ins Studio und sagen: "O.K., wir machen jetzt ein neues Stück", das würde nicht funktionieren. Ausgangspunkt für die Entstehung eines Stückes ist häufig die Umsetzung einer speziellen Thematik, ein Sound, oder der Versuch, die "konzeption- nelle Reinheit" beizubehalten. In vielen Fällen konstruiere ich ein musikalisches oder konzeptionelles Gerüst, das da ein neues Instrument, ein Rhythmus oder auch ein fast fertiges Stück sein kann, das ich den anderen vorlege. Andi ergänzt es dann mit seinen Sounds, bricht es auf oder fügt seine Stimme hinzu, oder wir besprechen ein Thema, und jeder versucht darauf hinzuarbeiten. Bei technischen Anliegen, wie beispielsweise Kommunikation zwischen mehreren Systemen oder auch etwas Neues, wenn jemand neue Gerät- schaften u. dgl. anschleppt, wir können uns im Studio häufig kaum mehr bewegen vor lauter Röhrenendstufen, Tapes, Maschinenteilen und mehr. ![]() Wenn ich mit Klängen arbeite, ist es für mich von Bedeutung, daß jeder eine spezielle Entstehungsgeschichte hat und wohl nicht zuletzt dadurch mit seinem eigenen Charakter bekommt. Man hört das dann auch. Bei "Krustentier" etwa stand ein Sound im Vordergrund, den ich mit meiner Haut aufge- nommen habe. Ich legte meine Hände für mehrere Stunden in warmes Wasser und habe dann damit über alles mögliche gerieben, also Haut auf Haut, Haut auf Keramik, Haut auf Glas usw. und dieser Sound klingt wie der Schrei eines Tieres. Viele sogenannte "Industrial-Musiker" schicken jeden Sound über Distortionsgeräte und immer dieselben Effektkistchen, sodaß sie am Ende selbst nicht mehr wissen, ob dieser Sound von der Waschmaschine oder vom geloopten Gummihammer stammt, und das traurige Ende ist dann gekommen, wenn alles nach Effektgerät und nicht mehr nach dem eigentlichen Klangerzeuger klingt. Beim Stück "Eintragung ins Kursbuch" hatten wir die Absicht, die Schritte der Genmani- pulation in drei Stufen umzusetzen: 1. Stufe: Isolierung der Zellbestandteile mittels Zentrifuge 2. Stufe: Fragmentierung der DNS mittels physikalischer und chemischer Methoden. 3. Stufe: Zusammensetzen der Erbinformationselemente zu neuen Individualitäten. Um die Zentrifuge akustisch nachvollziehen zu können, haben wir das Ding einfach nach- gebaut. Andi steuerte das Tonmaterial bei, welches in mehrjährigen Prozessen entstand und archiviert wurde. Bei der Darstellung von Stufe 2 und 3 zerstückelten wir einen Teil dieses unzensurierten Stimmenmaterials mittels eines selbstgebauten "Vectorrades", wobei drei auf einem Rad befestigte Mikrophone an im Kreis aufgestellten Lautsprechern vor- beirotieren. Die Richtung sowie der Abstand der Mikrophone zu den Lautsprechern, auf denen die Stimme nicht syncron lief, bestimmten also sowohl die Lautstärken als auch die jeweils einem Mikrophon zugewiesenen Panoramaposition. Der Doppeleffekt ergibt sich ja durch die Rotation und der jeweiligen Charakteristik der Mikrophone von selbst. Wir hätten diesen Effekt auch einfach programmieren und über ein RSS System schicken können, aber die Investition eines mittelgroßen Vermögens stand wohl nicht so dafür. Am Ende dieser Manipulationskette steht ein gesundeter Knabe, SCHLAUCH also so eine Art moderne Dr. Frankeinsteinrolle annimmt. ![]() Casper G.Z.: Eigentlich sind wir nicht so witzig unterwegs - leider. Humor, verwendet im Sinne einer "Leichtigkeit des Seins" ist nicht so unsere Sache - dafür neigen wir zu sehr zur "Erden- schwere". Ironie ist ein reaktiv - defensives Moment von Distanzierung, wir setzen lieber aktiv offensiv was in die Welt - inhärent der Gefahr der Kommunikationsschwierigkeiten mit "dieser Welt". Humor und Ironie sind in erster Linie Kommunikationsmittel: Unsere "witzige" Nummer "Weiß mein Herz" ist auch ganz profan nettes Kommunikationsmittel - nicht umsonst wurde ausgerechnet diese Nummer des öfteren von verschiedenen Rundfunkanstalten gespielt. Wenn wir ironisch sind, dann selbstironisch: bei unseren letzten Veranstaltungen haben wir zu unserem Video "91-04-18028", auf dem unsere sado-masochistische Körper- und Fleischbearbeitung zu sehen ist, Fleischfondue ans Publikum gereicht. Zudem sind wir in Playboy-Hasen-Teddy-Bärli-Plüsch-Kostümen aufgetreten, und ich wurde zu seichten Rhythmen unter der schlagwerkbearbeiteten Stahlplatte mit livegebratenem Leberkäse gefüttert - wir hatten noch nie soviel Applaus..... N.E.D.S.: Was bringt die Zukunft ? ![]() Dieses Interview entstand im Februar dieses Jahres mit den sechs schaffenden von SCHLAUCH aus Graz/Österreich. Wenn man dem ORF glauben darf sind SCHLAUCH ausserhalb ihres Heimatlandes erfolgreicher als in Österreich, zb. in Frankreich und Japan. Daß die Japaner derartigen Klangskulpturen offener gegenübertreten als Europäer, insbesondere Österreicher und Deutsche, ist hinlänglich bekannt. So ist es nicht verwunderlich daß die Verkaufszahlen von "Eintragung ins Kursbuch" höher liegen als in jedem anderen europäischen Land. Doch was sind schon Verkaufszahlen ??? Wem die CD zu noisig und unkreativ ist, wird wohl spätestens durch dieses Interview eines Besseren belehrt, reflektieren doch sämtliche Tracks einen tiefsinnigen und ernsten Hintergrund, den man zugegebenerweise, nicht auf Anhieb durchschaut. Aber für oberflächliche Höhrer ist dieses Album sowieso ungeeignet... M.T. |